Helft mit! Crowdfunded eine Video-Dokumentation der GSO 2014!

Zwar ist die GSO ein langer Tag, aber dann vergeht er doch schneller, als man gefrühstückt und im Sonnenlicht des nächsten Tages wieder gute Nacht gesagt hat. Ihr kennt das Gefühl? Dann helft uns bitte mit, der GSO 2014 ein filmisches Denkmal zu setzen. Wir haben eine kleine Crew gefunden, die sich bereiterklärt hat, die Veranstaltung komplett mit mehreren Kameras zu begleiten, und anschließend einen kleinen Film zu basteln. Auch wenn vieles ehrenamtlich gestemmt werden wird, so bleiben doch ein paar Kosten, die in cash gezahlt werden müssen – bspw. die Miete eines Schnittplatzes, um aus vielen Stunden Filmmaterial rund zehn lebendige Minuten zu machen. Da Aus- und Einnahmen der GSO 2014 im Plan etwa gleichgroß sind, benötigen wir zur Realisierung des Films Eure Unterstützung.

Damit Ihr was von Eurer Spende habt, winken neben symbolischer ewiger Dankbarkeit mehrere Möglichkeiten, Euch selbst in der Dokumentation ein Denkmal zu setzen. Nutzt das – sonst glauben die Enkelkids Euch nie, dass Ihr damals dabei gewesen seid!

Ihr wollt das Projekt unterstützten? Dann hier entlang: http://www.visionbakery.com/gso-2014

Kein Musikantenstadl! Leipzigs unabhängige Kulturszene sagt „Refugees Welcome!“

Alljährlich tanzt sich eine farbenfrohe Menge begleitet von lauter Musik quer durch Leipzig. Zur Global Space Odyssey (GSO) bringen jung(geblieben)e Menschen die sie bewegenden Themen auf die Straße, kritisieren die Vernachlässigung der Clubkultur durch die offizielle Politik und demonstrieren ein auf Freiheit und Vielseitigkeit beruhendes Lebensgefühl. Waren es in den vergangenen Jahren eher Verbote und behördlicher Regelungswahn, der dieses Lebensgefühl bedrohte, wühlten uns in den letzten Wochen und Monaten vor allem die Ressentiments und Vorurteile vieler LeipzigerInnen gegenüber Menschen anderer Herkunft auf. Darum möchten wir mit der GSO 2014 am 12. Juli ein lautes und buntes Zeichen der Solidarität mit in Leipzig Zuflucht Suchenden und MigrantInnen setzen.

Wenn wir tanzen gehen, wollen wir friedlich gemeinsam feiern – mit allen, die unser Lebensgefühl teilen. Nur was ist das für eine Stadt, wo selbsternannte WutbürgerInnen in öffentlichen Diskussionsrunden unwidersprochen sagen dürfen, dass der Schulweg ihrer Kinder unsicher wird, wenn dieser an einer Unterkunft für Menschen in Not vorbeiführt? Wo leben wir, wo selbst Leipziger Bundestagsabgeordnete die Meinung vertreten, ein Gotteshaus einer der für die europäische Geschichte einflussreichsten Religionsgemeinschaften passe nicht in den Stadtteil Gohlis? Was geht in einem Kopf vor, der eine andere Person nicht nach ihrem Charakter sondern nach der ethnischen Herkunft beurteilt?

Gerade für Kulturschaffende ist das Zusammenleben und die gegenseitige Reflektion künstlerischen Schaffens mit Menschen aus anderen Hintergründen essentiell. Ohne die wechselseitige Reibung und Inspiration gäbe es zum Beispiel keine musikalische Weiterentwicklung! Ohne karibische oder afrikanische Einflüsse bestünde der prägende Sound im Club aus einer Mischung zwischen Schlager und erzgebirgischer Volksmusik! Ohne den Beitrag Zugewanderter wäre Leipzigs Kulturszene von provinzieller Armut – Schützenfest statt Afterhour. Deshalb kann es uns nicht egal sein, wenn Menschen in Not statt mit offenen Armen mit einem fremdenfeindlichen Fackelmarsch in Leipzig begrüßt werden.

Die GSO 2014 soll daher ein weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus sichtbares Zeichen setzen, dass zu unseren Partys Menschen gleich welcher Herkunft willkommen sind. Wir möchten alle einladen, die unser weltoffenes Lebensgefühl teilen, am 12. Juli tanzend durch die Straßen und Clubs zu ziehen. Es geht um nicht mehr oder weniger als um die Verteidigung der Würde aller Menschen, egal woher sie kommen, wie sie aussehen oder wie sie leben möchten! Lasst uns gemeinsam auf Basswellen surfen statt auf weltfremden Vorurteilen rumzureiten! Bringt auf Plakaten und Bannern eure Solidarität mit Geflüchteten und MigrantInnen zum Ausdruck, bastelt Schilder für eine lebendige, bunte und kulturell vielfältige Clubkultur in Leipzig! Lasst die Fußball-Fanartikel aus dem Supermarkt zu Hause und zeigt, dass wir keinen Einheitsbrei sondern Vielfalt in unserer Stadt möchten! Seid nicht nur dabei – sondern macht laut- und bildstark mit! Refugees Welcome!

Jetzt seid ihr dran – Gesicht zeigen für die GSO 2014!

Im Vorfeld der diesjährigen GSO möchten wir auf einem YouTube-Kanal schon vor der Demonstration zeigen, wofür die GSO im Allgemeinen und diesjährige Veranstaltung im Besonderen steht. Dazu benötigen wir Eure Hilfe!

Und so könnt ihr mitmachen:
1) Nehmt Euer Smartphone oder einen Fotoapparat mit Aufnahme-Funktion zur Hand.
2) Macht ein kurzes Video-Selfie, in dem Ihr Euch kurz vorstellt und sagt, was die GSO bzw. das diesjährige Thema für Euch bedeutet.
3) Ladet das Video auf Dropbox, WeTransfer, GoogleDrive o. ä. hoch und schickt den Download-Link an globalspaceodyssey2014[at]gmail[punkt]com

Ab Mitte Juni veröffentlichen wir dann schrittweise die Video-Selfies auf YouTube und verlinken das mit unserer Website und den Facebook-Profilen. Wir würden uns freuen, wenn so eine bunte Sammlung entsteht und viele Leute ihr Gesicht für die GSO 2014 zeigen!

Mach mit – Ordner gesucht!

Wir suchen für die diesjährige Global Space Odyssey am 12. Juli 2014 noch kompetente Ordner, die uns bei der Umsetzung der Auflagen während der Demonstration unterstützen.

Was erwartet dich?
Wie in jedem Jahr wird der Demonstrationszug quer durch die Stadt führen und auf dem Weg zum Ziel müssen wir die Einhaltung der Auflagen gewährleisten. Wir suchen daher Leute mit selbstsicherem Auftreten, klaren Kopf (keine Drogen inkl.. Alkohol während der Demo), Deeskalationsorientierung und einem hohen Maß an Aufmerksamkeit.

Die zentrale Aufgabe der Ordner während der Demo ist das höfliche Hinweisen der Demonstrationsteilnehmer auf die Auflagen. Dazu gehören u.a. Alkoholverbot, Verbot von Maskierung, sicherheitsbedenkliche Aspekte (Anzahl Mitfahrer LKW) etc. Bei einer Nicht-Umsetzung der Auflagen folgt nach den höflichen Hinweisen auch ein konsequenter Ausschluss aus dem Demonstrationszug in Absprache mit uns. Es geht stets darum, die Sicherheit aller Demonstrationsteilnehmer zu gewährleisten, weshalb die Auflagen unbedingt eingehalten werden müssen. Ihr werdet hierbei von uns unterstützt. Entsprechende Hilfsmittel zur Umsetzung werden von uns gestellt (Ordnerwesten, ggf. Funktechnik etc.)

Zu den weiteren Aufgaben gehören unter anderem:
– Gefahrensituation erkennen
– Deeskalation zwischen Teilnehmern und Behörden
(wir hatten hier noch nie Probleme, möchten es aber als möglichen Fall mit erwähnen)
– Unterstützung bei Rettungstransporten (z.B. Wege frei machen)
Damit ist nicht die Erstversorgung im Unglücksfall gemeint!
– Freihalten des Gleisbetts (TRAM)

Die Demo wird am 12. Juli um 12 Uhr in der Makranstädter Straße starten. Hier wird dann eine entsprechende Einweisung erfolgen (Auflagenbescheid wird verlesen, die Ordner und das Sicherheitspersonal eingewiesen).
Im Vorfeld wollen wir uns mit Euch treffen und gemeinsam die Fragen beantworten, die Ihr habt sowie unsere Vorstellungen vom Einsatz und Ablauf der Demo genau definieren.

Was tun wir für Euch?
Da unsere finanziellen Mittel begrenzt sind und sich die gesamte GSO selbst finanziert, werden wir aufgrund des hohen Kostendrucks keine Stundenlöhne zahlen koennen. Wir versuchen wie in jedem Jahr eine kleine Aufwandsentschädigung an die Helfer auf der Demo auszuschütten. Zudem wird es während der Demo kostenfreie alkoholfreie Getränke geben sowie freien Eintritt zur Aftershow.
Interesse geweckt? Macht mit!
Schreibt uns an helfen-gso[at]web[punkt]de (Betreff: Ordner)

Wir sind über Eure Hilfe sehr dankbar!

Opferrollen

Am 24. Mai, einen Tag vor den Europa- und Kommunalwahlen, haben in Leipzig weit über 1000 Menschen gegen Rassismus und für eine Willkommenskultur gegenüber Geflüchteten demonstriert. Das ist gut, schön und richtig und darüber hinaus ein wichtiges Zeichen. Schließlich konnte man in den Kommentarspalten unter dem Artikel zu besagter Demo auf LVZ online und in den sozialen Netzwerken nachlesen, wie notwendig ein Engagement gegen Rassismus gebraucht wird.
Doch es soll weniger um diejenigen gehen, deren hasserfüllte Postings sofort gelöscht werden. Sondern um jene, die vermeintlich unschuldig fragen, was denn daran so schlimm sein soll, wenn man eben lieber unter sich bliebe. Warum man denn gleich ein Nazi sei, wenn man lieber weniger Ausländer in diesem Land sehen würde. Das sind vermutlich keine ideologisch gefestigten Nazis oder NPD-Anhänger, die so etwas fragen, sondern ganz normale Bürger, die sich selbst als bürgerlich, liberal oder gar links bezeichnen würden.
Auf die Gefahr hin, sehr langweilig zu sein: Dieser Wunsch macht einen vielleicht nicht gleich zum Nazi, rassistisch ist er allemal. Denn er definiert Menschen allein über ihre Herkunft und wertet sie ab, indem er unterstellt, dass die schiere Anwesenheit von Menschen aus anderen Teilen der Welt pauschal eine Verschlechterung der eigenen Lebensumstände darstellt. Wenn dieser Rassismus also Rassismus genannt wird, ist das keine Verleumdung, wie oft in die Foren geheult wird, sondern eine schlichte Feststellung von Tatsachen.
Überhaupt ist es erstaunlich, wie oft sich viele Bürger in der gesamten Debatte um die Unterbringung von Asylbewerbenden und auch den Moschee-Neubau in Gohlis als die eigentlichen Opfer sehen – und wie enthemmt sie bereit sind, in vermeintlicher Notwehr loszuschlagen – oder schweigend zuzusehen, wie andere es tun. Die Bürgerversammlungen, auf denen das Unterbringungskonzept für Asylbewerbende bzw. der Moschee-Neubau vorgestellt wurden, zeigten dies deutlich.
Es gibt Menschen in dieser Stadt, die ernsthaft glauben, ihre Lebensqualität und Sicherheit würde darunter leiden, dass Rechts- und Sozialstaat in Gefahr geraten, wenn in ihrer Nachbarschaft Muslime beten oder Geflüchtete ein temporäres zu Hause finden. Deshalb wollen sie anderen Menschen, die vor Krieg, Hunger, Folter und Tod fliehen mussten, noch nicht einmal kurzzeitig in ihrer kleinen Idylle Zuflucht gewähren. Und sie sehen es als eine vertretbare Reaktion auf die vermeintliche „Islamisierung“ ihres Stadtteiles an, auf dem Baugrundstück einer Moschee gepfählte Schweineköpfe aufzustellen.
In der Diskussion war häufig zu hören und zu lesen, dass manche LeipzigerInnen ihre demokratischen Rechte beschnitten sehen, wenn irgendwo eine Moschee oder eine Flüchtlingsunterkunft entsteht, ohne dass sie vorher um ihre Meinung gebeten wurden.
Doch es gibt kein Recht darauf, sich seine Nachbarn aussuchen zu dürfen oder vom Leid dieser Welt unbehelligt zu bleiben. Was es aber gibt, ist ein Recht auf Asyl und auf die freie Religionsausübung. Viele Geflüchtete sind genau deshalb hier, weil sie sich in ihrer Heimat für genau die Bürgerrechte stark gemacht haben, die die WutbürgerInnen von Leipzig zu verteidigen glauben. Und das einzige, was ihnen abverlangt wird, ist, Menschen anderer Herkunft und Konfession mit der zivilisierten Indifferenz der Großstadt zu begegnen. Das ist wirklich kein Opfer.
Immer wieder wird – meist von Seiten konservativer PolitikerInnen – gefordert, man müsse die Sorgen und Ängste der Bevölkerung ernst nehmen. Das sollte man in der Tat, sind sie doch der Nährboden, auf denen Hass und Gewalt gut gedeihen. Aber vielleicht sollte man auch die BürgerInnen selbst ernst nehmen – und ihnen erklären, dass ihre Angst überflüssig ist, da sie auf rassistischen Stereotypen und nicht auf der Realität fußt.
Wer behauptet, Asylbewerbende würden nur wegen der Sozialleistungen herkommen, unterstellt ihnen Lüge und Betrug. Wer im Umfeld einer solchen Unterkunft ein steigendes Kriminalitätsaufkommen erwartet, nimmt an, dass Asylbewerbende krimineller sind als andere gesellschaftlichen Gruppen. Und wenn Eltern gegen eine Unterkunft für Geflüchtete gegenüber einer Grundschule mobil machen, steckt darin die Annahme, dass von Geflüchteten eine Gefahr für ihre Kinder ausgeht. Tatsächlich gibt es keinerlei Beleg dafür, dass Geflüchtete bessere, schlechtere, ehrlichere oder kriminellere Menschen sind als alle anderen auch. Selbiges gilt für Muslime.
Solche rassistischen Ressentiments sind tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Sie haben oft eine lange unselige Tradition und haben sich fest in die Vorstellungen und in die Sprache der deutschen Mehrheitsgesellschaft eingenistet. Es wird großer und nachhaltiger Bemühungen bedürfen, diesen Rassismus wieder loszuwerden. Deshalb muss man versuchen, mit jenen, die einer rationalen Argumentation zugänglich sind, das Gespräch zu suchen, und ihnen zeigen, dass ihre Vorurteile eben genau solche sind. Den Unbelehrbaren kann man indes nur sehr deutlich machen, dass Rassismus vollkommen inakzeptabel ist.
Sicher: Nicht jede Kritik an einer Unterkunft für Geflüchtete oder einer Moschee ist rassistisch motiviert, nicht jeder Kritiker ein Rassist. Anders herum ist aber jeder Geflüchtete und jeder Moslem von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und von ihren Folgen betroffen. Und es sind oft dieselben Menschen, die einerseits für Verständnis für die rassistischen Sorgen der weißen Mehrheitsbevölkerung werben, die andererseits die zahllosen Übergriffe, Drohungen und Beleidigungen, die genau aus diesem Rassismus resultieren, als Einzelfälle kleinreden und den tatsächlichen Opfern ein ums andere Mal sagen, sie sollten sich bitte nicht so anstellen.
Dabei sollte man vor allem mal deren Ängste und Sorgen ernst nehmen, denn die sind leider in der Realität begründet: Allein 85 rassistisch motivierte Übergriffe gab es laut dem Jahresbericht der Opferberatung des RAA im vergangenen Jahr in Sachsen, die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen. Und da sind die alltäglichen Beleidigungen und Pauschalverurteilungen noch gar nicht mitgerechnet. Deshalb ist es gut und richtig, gegen Rassismus auf die Straße zu gehen, und denen, die davon betroffen sind, zu zeigen, dass man sie mit dem Problem nicht alleine lässt. Aber das reicht nicht.
Für eine echte Willkommenskultur muss man sich wohl oder übel mit den eigenen Ressentiments befassen – und mit denen seiner Nachbarn. Immer und immer wieder. Man muss Rassismus Rassismus nennen, wo immer man ihn findet. Vor allem aber muss man den LeipzigerInnen klar machen, wer hier die Opfer sind – und wer nicht.
TVM