Mein Leipzig koof ick mir!

Leipzig wandelt sich. Tendenzen, die sich schon im vergangenen Jahr abzeichneten, beschleunigen sich zusehends: Die Bevölkerungskurve schlägt nach oben aus, bezahlbarer Wohnraum, aber auch Orte für kreative und soziokulturelle Entfaltung werden knapper. Diese Entwicklungen lassen die hiesige Stadtpolitik offenbar kalt. Stattdessen schaut man zu und enthält sich einem ausgleichenden, fantasievollen Einwirken. Statt Räume für gemeinnützige, soziale und kulturelle Zwecke zur Verfügung zu stellen, werden finanzkräftige InvestorInnen hofiert.

Diejenigen, die aus Überzeugung einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen wollen, werden in ihren Entfaltungsmöglichkeiten beschnitten. Betonklötze lassen öffentlich zugängliche und grüne Flächen verschwinden. Nicht-kommerzielle Kultur im öffentlichen Raum bekommt es schnell mit aufgeregten AnwohnerInnen und der Ordnungsmacht zu tun, während Hochglanzveranstaltungen ein scheinbar grenzenloser Spielraum zugestanden wird.

Unfertigkeit, Offenheit, Experimentierfreudigkeit, die für die aufbrechende und bunte Kultur dieser Stadt charakteristisch sind und viele Viertel prägen, drohen allmählich durch makellose Gleichförmigkeit ersetzt zu werden.

Das ist nicht mehr unsere Stadt,

  • wenn Gebäude mit Ateliers, Werkstätten und Bandproberäumen verscherbelt werden, obwohl es an solchen gravierend mangelt,
  • wenn sich Mieten mehr als verdoppeln, weil Wohnungen aus kommunaler in private Hand verkauft werden,
  • wenn Clubs ihre Standorte aufgeben müssen, weil sie nicht mehr in einseitig ausgerichtete Bebauungspläne oder ins Wohnkonzept passen,
  • wenn der elektronischer Musikszene der kulturelle Gehalt abgesprochen wird,
  • wenn der Anspruch auf Mitgestaltung als unzulässige Einmischung betrachtet wird.

Wir wollen nicht durch hochwertigen Beton überrollt werden. Wir wollen Grenzen überwinden und nicht zementieren. Wir wollen selbst die Architektur unseres Lebens bestimmen. Wir sind nicht nur ZwischennutzerInnen, die das Nest für lukrative Projektentwicklungen warm halten und dann verschwinden. Wir wollen kein Teil einer Imagekampagne sein, die sich als „das bessere Berlin“ präsentiert. Wir leben und wirken in dieser Stadt und wollen, dass Leipzig eine „Stadt für alle“, eine Stadt mit Ecken und Kanten bleibt. Eine Stadt, in der man sich Teilhabe nicht sinnbildlich erkaufen muss, in der Menschen nicht an den Rand gedrängt werden, in der es nicht irgendwann heißt:
„Mein Leipzig koof ick mir“.

Zu unserem Selbstverständnis zählt es, für die Dinge zu kämpfen, die uns wichtig sind: Seit nunmehr vier Jahren fordern wir öffentliche Freiflächen für nicht-kommerzielle Kulturveranstaltungen und Partys. Auch wenn sich weder die Stadtverwaltung noch eine – knappe – Mehrheit des Leipziger Stadtrates zu einer politischen Unterstützung dieser Idee durchringen konnten, werden wir nicht locker lassen. Wir fordern Offenheit für verschiedene Lebensentwürfe und kulturelle Ausdrucksformen. Statt ewigem Blockieren fordern wir eine Kultur der Ermöglichung.

Wir tragen auch in diesem Jahr mit der Global Space Odyssey unser Lebensgefühl und unsere Kritik auf die Straße. Erhebt Eure Stimme, macht Euch Gedanken über diese Stadt und tanzt mit uns.

Am 13. Juli 2013 zur Global Space Odyssey!